1968 im Stadtgarten - Köln

Eine Veranstaltung vom 02.10.1998

Diskussionsrunde mit Lothar Gothe und Maria Mies

Referat über Wilhelm Reich und den Orgonakkumulator

Winfried Bode mit Band (Bild links), Dieter Schubert Rosenthal (Bild rechts)

Ralph Aurand und John Trettin

Am 2. Oktober 1998 fand anläßlich der Buchvorstellung "1968 am Rhein" die Lange Nacht im Stadtgarten in Köln statt. Sie war der Auftakt zu einer Reminiszenz an die 68er-Bewegung, die durch die 68er Woche im November `98 an der Uni fortgesetzt wird.

Der Abend wurde eingeleitet von Kurt Holl. Die Lange Nacht begann mit einer Diskussionsrunde u.a. Mit Louis F.Peters (?), XScreen-Mitglied, der direkt zu Beginn äußerte, daß ER gar nicht wüßte, warum ER hier oben sitzen würde (Zwischenruf- dann geh doch), an Stelle von Tina Gaehme - Maria Mies, sowie Lothar Gothe (SSK Köln-Mitgründer und jetziger Biobauer im Oberbergischen Land). Auf die Frage Des Diskussionsleiters Martin Stankowski, ob denn die 68er Bewegung jetzt die Regierung erobert hätte (SPD und Grüne gingen als Siegerbündnis aus den Bundestagswahlen 1998 hervor) äußerte Gothe, daß ER nicht dieser Meinung sei. Herbe Kritik vor allem an Joschka Fischer und Gerd Schröder, den ER einem Holoprogramm aus dem Computer gleichsetzte. Grüne machten sich auch rah auf dieser Veranstaltung, deren Gründer in Köln ja u.a. Aus der KPD-AO, sowie Trotzkisten und dem KBW stammten, einem Teil der SDS-Minderheitsfraktion und der TuP-Redaktion. Lang lang ist es her.... Maria Mies, Prof. für Soziologie in Köln wies auf das MAI -das "Multilaterale Abkommen über Investition" hin. Ihr Buch "Lizenz zum Plündern", das sie gemeinsam mit Claudia von Werlhof herausgibt, erscheint im Rotbuch-Verlag im Oktober 98. Nach ihrer Aussage war das der einzige Grund an dieser Diskussionsrunde teilzunehmen. Besondere Kritik mit anhaltenden Buhrufen handelte sich auch der Kölner Soziologieprofessor Scheuch ein, der es auch noch nach 30 Jahren als beleidigend empfand, 1968 von Studenten geduzt worden zu sein und der auch heute noch die Meinung vertrat, das Benutzen eines Megaphons hätte nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun. Der einzige 68er der Referenten dieser Diskussionsrunde war Lothar Gothe, der auch später nochmals in dem Film von Dieter Schubert Rosenthal in seinen politischen Aktivitäten gezeigt wurde.

Es war zu bedauern, daß nicht die wirklichen Akteure dieser Zeit die Diskussion bestimmten, wie beispielsweise der Journalist Jens Hagen, der auch anwesend war oder der Politanarchist Ralph Aurand, der im Buch "1968" gleich in mehreren Bildern in seinem politischen Engagement zu sehen war. Auch ER (Anarchokollektiv 1) war anwesend.

Auch die Horlas hatten in dem Buch eine eigene Rubrik mit Flugblättern und Fotos und der Herausgeber Kurt Holl bezeichnete dort John Trettin als denjenigen, der die Horla-Ideen bis in die heutige Zeit weitertransportiert hat und aktuell die Orgonakkumulatoren baut, wie Wilhelm Reich sie konzipierte (Entdeckung Des Orgons, Teil II, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln).

Nach einer kurzen Pause stellte dann der ehemalige Kölner Horla-Kommunarde John Trettin einen kleinen Orgonakkumulator vor, in dem ein Stoffhase plaziert war. Der Orgonakkumulator diente als Bezugspunkt für den späten wie den frühen Reich, der anschließend in seinen einzelnen Teilen ausführlich referiert wurde. Die Sexualökonomie, der Orgasmusreflex, der Orak, das Oranurexperiment, Melanor und Cloudbusting, gehörten ebenso zum Thema wie Reichs Verurteilung, Verbrennung seiner Bücher sowie der Reichianische Theoriemangel der 68er- Bewegung.

Hingewiesen wurde auch auf das kommende Orgontraining, ein orgonotisches Bewegungstraining für die Allgemeinheit in Köln und auf das Lufreinigungsprojekt NRW, leider wenig unterstützt durch die Kölner. Dies führte zu dem Zuhöhrerruf: "Warum machst du das denn nicht, Kurt?" (gemeint war Kurt Holl)

Der Vortrag, der etwa 40 Minuten dauerte wurde wohlwollend vom Publikum aufgenommen. Es gab konstruktive Fragen und keine Störungsmanöver. Allein wegen dieses Themas Orgonakkumulator kamen Teilnehmer zu dieser Veranstaltung. Die, die den 25.-DM Eintritt nicht zahlen wollten, konnten ihre Adresse bei den Türeinlassern abgeben- sie wurden dann an uns weiter geleitet. Für dieses freundliche und kooperative Verhalten nochmals vielen Dank.

Ab 22 Uhr 45 spielte dann Winfried Bode mit Band Songs aus den 60ern, die zum Tanzen einluden, unter anderem auch den Song der Rolling Stones "It is all over now". Das Publikum forderte viele Zugaben.

Den Rest Des Programms bestritten die XScreen-Undergroundfilme die von Birgit Hein, einem damaliges Mitglied der Gruppe vorgeführt wurden.

Im Oktober 1968 stellte die Stadt Köln den experimentellen Filmemachern von XScreen die sich noch im Rohbau befindende U-Bahnstation am Neumarkt zur Verfügung, die dort Filme u.a. Von Muehl zeigten und Psychedelic-Bands spielen ließen. In der 2. Nacht, in der auch damals John Trettin anwesend war, riegelte die Polizei den U-Bahnschacht AB, forderte Minderjährige zum Verlassen der Veranstaltung auf und beschlagnahmte anschließend 2 Filme von Otto Muehl, die bis heute nicht herausgegeben wurden. Ein Ausbruchversuch von Minderjährigen damals war erfolgreich. Im Stadtgarten wurden an diesem Abend Arbeiten von dem in diesem Jahr verstorbenen Kurt Kren gezeigt, der Filme von Muehl zu Collagen weiterverarbeitet hatte. Der Film von Muehl selber sollte vom Video kommen. Jedoch war das Band falsch bespielt, so daß man lediglich ein Standbild mit einer Frau, einem Mann, einer Katze und Mühl selber mit heruntergelassener Hose sah, dessen Penis an eine Muttermilchpumpe angeschlossen war, -ein Dokument perverser krankhafter Sexualität- als Kunst dargebracht. Auch der Film "Fressen , trinken, pissen, kacken" rief lediglich Gelächter hervor. Ohne auf die allgemeine repressive Sexualunterdrückung hinzuweisen, hatten sie einfach nur pornographischen Charakter.

Aber das ist es ja was eine unterdrückende Gesellschaft aus den Menschen macht und somit kann die Darstellung auch nur diese Struktur wiederspiegeln, wenn sie sich als reine Kunst ohne wirklichen politischen Anspruch begreifen will.

Weitere Undergroundfilme an diesem Abend wie "Rohfilm" brachten die Zuschauer zu dieser späten Stunde nur noch zum einschlafen. Hein wies einführend auf die damalige gesellschaftliche Situation hin, in der der Pornographie- Paragraph in der BRD noch in Kraft war und damit auch jegliches Zeigen der Sexualität, gleich welcher Art, unter Strafe stand, was dazu führte, daß die von XScreen gezeigten Filme bahnbrechend waren. "Damals war es verboten einfach eine Titte zu zeigen", wie Hein sich ausdrückte. Auf Getuschel während ihrer Ansagen reagierte Hein zum Publikum mit Rufen wie "Halts Maul" und "Bäh". Der einzig interessante Film war der von Dieter Schubert Rosenthal "Wir sind stärker geworden." Er zeigt in wesentlichen Teilen die Vorbereitung des Kölner SDS auf den Sternmarsch auf Bonn im April 68. Dieser Film war ausgezeichnet und repräsentierte damit die Sparte des politischen Films. Schade, daß er zuletzt gezeigt wurde. Insgesamt war die lange Nacht weniger eine Nacht der 68er sondern eher eine Nacht über die 68er. Aber was soll es. Die Zeit ist vorbei und wohl kaum jemand trauert ihr nach. Oberflächlichkeit ist eben doch einfacher zu leben.

Unser Dank gilt Kurt Holl der dem Wilhelm Reich/Orgon-Institut Köln seine Sympathie dadurch bekundete, daß er uns Platz in seinem Buch und in seiner Veranstaltung einräumte- Danke Kurt.

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Unser Text zur Veranstaltung

Der Arzt, Psychoanalytiker und Naturwissenschaftler Dr. Wilhelm Reich wurde am 24. März 1897 in Dobzau, einem kleinen Ort im östlichen Teil Galiziens geboren. Er war Hauptschüler von Sigmund Freud und verfolgte dessen Ansatz der sexuellen Ätiologie der Neurose. Im technischen Seminar, dessen Leiter er ab 1924 war, systematisierte er die Freudsche Assoziationsmethode in der Therapie zur Charakteranalyse weiter. 1927 schrieb er eines seiner bedeutendsten Werke Die Funktion des Orgasmus. In den 30er Jahren entdeckte er den Orgasmusreflex und die orgastische Potenz, die für ihn die Voraussetzung der sozialen Potenz war. Damit verschob sich der psychoanalytische und gesellschaftliche Aspekt ins Körperliche und heute fußen alle Körpertherapien auf dieser Entdeckung von Wilhelm Reich. 1933 schrieb er in der Emigration Die Massenpsychologie des Faschismus, die die sexuelle Repression und deren mystische Verklärung der Autorität als Voraussetzung zur Führerunterordnung sah. 1936 kritisierte er die Luftkeimtheorie Pasteurs, in deren Mittelpunkt die von außen kommende Spore stand, indem er Energiebläschen auch unter sterilen Bedingungen in jeglichem zerfallenden Material entdeckte, die sich spontan zu Einzellern formierten. Diese Energiebläschen nannte er Bione. Als spontane Entwicklung in zerfallenden Geweben wurden sie die Grundlage seiner Theorie über die Krebszelle.

1940 entdeckte er das Orgon auch in der Atmosphäre und er entwickelte seine Orgonphysik, die andere Gesetzmäßigkeiten als die klassische Physik aufwies. Er konstruierte den Orgonakkumulator, der das Orgon speichert und zur weiteren Anwendung verfügbar machte. Für Reich, der seit 1939 in Amerika lebte, begann sich die Bundesbehörde FDA zu interessieren, die ihn pausenlos bespitzelte. Ende der 40er Jahre entwickelte Reich den Orgonmotor, der mit Orgonenergie angetrieben wurde. 1951 brachte Reich eine geringe Menge von 1 Milligramm Radium in einen Orgonakkumulator, worauf alle Mitarbeiter erkrankten, sowie die Natur um Reichs Labor. Die neuentdeckte Abänderung bläulich pulsierender Orgonenergie, die nun inaktiv und schwarz war, nannte Reich DOR. Später fand er sie auch als hemmende Ablagerung in biologischen Geweben. Er entwickelte ein Gerät, daß er DORbuster nannte, mittels dessen man die Umwelt und biologische Organismen orgonenergetisch reaktivieren konnte.

1954 brach er zu einer Expedition in die Arizona-Wüste auf, in der es ihm gelang große Flächen der Wüste mittels des DORbusters wieder zu begrünen. Auf dieser Fahrt quer durch die USA entdeckte er als erster das allgemeine Baumsterben als Ursache von Melanor, einem chemischen Stoff, der sich aus massefreiem DOR bildet. Reich äußerte die Vermutung, daß dieser Stoff eventuell von UFOS abgesondert werden könnte, über dessen Existenz das Pentagon der USA 1952 einen Dokumentarfilm über Ufo-Sichtungen in Montana und Utah produzieren ließ, mit dem abschließenden Ergebnis, daß Ufos existierten.

Mittlerweile durfte Reich wegen eines gegen ihn ergangenen Urteils keine Orgonakkumulatoren mehr über innerstaatliche Grenzen der USA transportieren. Als ein Mitarbeiter dagegen verstieß, wird Reich zur Rechenschaft gezogen und zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt, die er nicht überlebte. Er starb am 3.11.1957 im Gefängnis. Laut Gerichtsbeschluß mußten alle Schriften verbrannt werden, in denen das Wort Orgon stand. Noch zu Lebzeiten gründete Reich eine Stiftung, die durch seinen Nachlaß das sexuell gesunde Aufwachsen der Kinder unterstützen sollte. Reichs Theorien wurden durch die 68er Studentenbewegung wieder neu aufgenommen, in deren Mittelpunkt auch die repressionsfreie Erziehung durch den persönlichen Reich Freund A. S. Neil stand. International werden Reichs naturwissenschaftliche Forschungen experimentell nachvollzogen und bestätigt, in Deutschland u.a. durch die Philipps Universität in Marburg.

In Deutschland beginnt John Trettin ab 1974 in Köln Orgonakkumulatoren zu bauen. 1989 ist er Mitgründer des ersten meteorologischen Orgonprojektes in Berlin, das den Stadtsmog des Winters 89/90 beseitigen kann. 1989 drehte er in der Wüste von Arizona, USA, den Dokumentarfilm Rain in the desert, an dessen Experiment er mitwirkte, das zum ersten Mal seit 4 Monaten Regen in dieser Region fallen ließ. 1991 wird er in den Vorstand des Wilhelm Reich Institut berufen und ist Redakteur der Zeitschriften "Emotion" und "Lebensenergie". 1994 kehrt er nach Köln zurück und gründet im Luftkurort Nümbrecht das Institut für Orgonforschung und Orgontechnik -IOO, das spätere Wilhelm Reich OrgonInstitut Deutschland, in dem die biologischen Forschungen Reichs nachvollzogen und filmisch dokumentiert werden. Ab 95 gibt das Institut täglich Meßdaten über Orgonladung und Orgonspannung auf dem Internet heraus und wird Mitglied beim internationalen Public Orgonomic Research Exchange - PORE. 1997 entstand das Orgonprojekt NRW, zu dem neben der Öffentlichkeitsarbeit im Raum Köln das Cloudbustingprojekt -"Saubere Luft in NRW" gehört, so wie das Orgontraining, eine bewegungsorientierte Orgonmobilisierung für die allgemeine Öffentlichkeit. Köln wurde damit die 1. Adresse in der BRD für eine sozialpolitische Wiederaufnahme des Reichschen Gedankengutes.

Seit dem 27. September gibt es auf dem Internet die SexPol-OML (MailingList) eine Internet Diskussionsliste für Interessierte und sozialpolitisch Tätige, eine Landesliste für NRW ist in Vorbereitung. Das Wilhelm Reich Orgoninstitut Deutschland hat eine Homepage, auf der auch Videoclips über Spontangeneration, orgonstarkes Lebendblut und orgonschwaches Blut einsehbar sind. Zusätzlich gibt es einen Videovertrieb naturwissenschaftlicher Arbeiten.

Für Interesse und Unterstützung sind wir jederzeit dankbar. Fragen zur Information sind jederzeit willkommen.

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Wilhelm Reich OrgonInstitut Deutschland

Spreitger Weg 20, 51588 Nümbrecht

Tel: 02293-1506, Fax: 02293-4935

http://www.orgoninstitut.de

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Neuerscheinung im Oktober 1998

Lizenz zum Plündern - das Multilaterale Abkommen über Investitionen MAI

Globalisierung der Konzernherrschaft - und was wir dagegen tun können

MAI ? Nie davon gehört, so oder ähnlich antworten selbst namenhafte deutsche Politiker, wenn sie nach dem MAI gefragt wurden. (Gerd Schröder: "MAI - das ist doch der Monat nach April") Dabei wird seit 1995 bei der OECD, dem Club der reichsten Industrieländer, zu dem auch Deutschland gehört, über dieses MAI verhandelt- zwei Jahre unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

Durch das MAI verpflichten sich die vertragsabschließenden Regierungen, ausländischen wie inländischen Großkonzernen absolut freie Bahn für Ihre Invenstitions- und Provitinteressen auf dem Territorium ihres jeweiligen Landes zu gewähren. Arbeits- und Umweltgesetze werden unterminiert, Menschen - und Minderheitsrechte werden mißachtet, und die Sozialverpflichtung der Unternehmer werden endgültig ad acta gelegt.

Das MAI bedeutet nichts weniger als die weltweite Herrschaft der Großkonzerne über Ökonomie und Politik und bedroht die Grundlagen der Demokratie.

Das Buch "Lizenz zum Plündern" will die Öffentlichkeit über die Gefahren des Abkommens, über den internationalen Widerstand und über mögliche Alternativen unterrichten. Es ist die erste deutschsprachige Publikation zum Thema MAI.

Maria Mies ist Professorin für Soziologie an der Fachhochschule Köln. Sie hat zahlreiche Artikel und Bücher zu Frauen - , Ökologie- und Dritte Welt Themen veröffentlicht. Sie ist Mitinitiatorin der MAI Kampagne in Deutschland und Mitglied des Kommitees Widerstand gegen das MAI.

Claudia von Werlhof ist Professorin für Frauenforschung am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Insbruck . Sie hat mehrere Bücher zu den Themen Frauen, Dritte Welt und Ökologie publiziert. Sie hat die MAI - Kampagne in Österreich mitbegründet und ist Mitglied der Gruppe MAI- frei in Insbruck.

Lizenz zum Plündern - Rotbuchverlag, Parkallee 2, 20144 Hamburg, Fax: 040- 45019455