Vortrag im Ökobildungswerk Köln

Die Entwicklung der kindlichen Sexualität

von Joachim Trettin

Am 24.4. referierte das Orgoninstitut im Ökobildungswerk über kindliche Sexualität. Die Teilnehmer waren überwiegend Frauen (18), sowie auch männliche Teilnehmer (4).

Referiert wurde die historische Entwicklung von einer anfangs freiheitlichen Gesellschaft, in der es keine Sexualunterdrückung gab, bis zur Jetzt-Zeit, in der die Kinder in der Kleinfamilie einer schwerwiegenden Sexualunterdrückung unterworfen sind.

Ausgang war die Gesellschaftsform des Matriarchat, in der es keine Sexualunterdrückung gab, außer dem Paarungsverbot innerhalb einer Gens.

Nach 4000 v. Chr. veränderte sich diese Situation.

1. Die Austrocknungen von Regionen in Zentralasien führten zu Hunger und einer Verhärtung der Gesellschaftsstruktur und bedingte eine Völkerwanderung, vor allem nach Europa und China. Archäologische Funde und Felsmalereien gaben Kunde von dieser Veränderung. Es war die Zeit der "Battleaxe People" die mordend und plündernd nach neuen Gebieten suchten.

2. Ein weiterer Faktor war vor allem die sich entwickelnde Arbeitsteilung, die entstehenden Administrationen und die Vergrößerung der Gesellschaft, sowie deren Dezentralisierung.

3. Als zusätzlicher Faktor wurde die Angst der eigenen Existenz gegenüber der Natur angeführt, die sich aus der Bewußtseinsentwicklung ergab, die der Mensch in seiner evolutionären Entwicklung vom Tier nahm.

Im Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat gab es sexuelle Freiheit außer für die, die durch Heirat den bereits angehäuften Besitzt zusammen halten sollten.

Später entwickelten sich zu diesem Zweck sexuelle Verstümmelung wie Beschneidung aus der sadistischen Haltung, die sich durch die Sexualrepression entwickelt. Die Beschneidung dient zur Unterdrückung des Sexualgefühls und soll vor allem die Frau Anpassungsfähig machen. Diese Form existiert bis in die heutige Zeit, besonders in Afrika, Arabien und ist ebenso verbreitet in der muslemischen Tradition.

Im Patriarchat ist der Mann der Frau übergeordnet. Es gab neben der Monogamie Vielweiberei. In Ägypten zur Zeit des Baus der Pyramiden war es üblich Frauen kaufen zu können. Sie mußten dem Verstorbenen ins Grab folgen. Sie wurden zu diesem Zweck durch das Einschlagen des Schädels getötet.

Eine besondere Perversion war die Sklaverei, die sowohl Männer wie Frauen betraf.

Die Familie mit dem Mann als Oberhaupt ist bleibend bis in die heutige Zeit, obwohl es bereits Emanzipationsmodelle seit der 68er Studentenbewegung gibt. Der Privatbesitz wird über die Vaterlinie vererbt. Es gibt Privateigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln.

Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert führte zu einer verstärkten Polarisierung in Land und Stadt, aus der sich im Besonderen die Kleinfamilie bildete.

Die Enge der Kleinfamilie wurde zur Quelle sexueller Repression sowie Quelle des Ödipuskomplexes, den Siegmund Freud Endes des 19. Jahrhunderts entdeckte.

Freud entdeckte die kindliche Sexualität und das Unbewußte. Er forderte die Hebung des unbewußten Sexualkonfliktes und deren anschließende Sublimierung. Wilhelm Reich, Freuds Hauptschüler, entdeckt 1920-1935 die Funktion des Orgasmus, den Orgasmusreflex und die Orgastische Potenz, die für ihn die Grundlage der gesellschaftlichen und der sozialen Potenz ist. Während bei Freud die sexuelle Entwicklung mit der infantil-genitalen Phase endete, entdeckte Reich ein genitales Endstadium, daß ein Kind bereits im Alter von 4-6 erreicht. Während nach Freud nach Beendigung der infantil-genitalen Phase, die Sexualität einschläft um in der Pubertät wieder zu erwachen, hat ein gesundes Kind nach Reich in einer gesunden Umgebung eine eigene kindliche Sexualität bis zur Geschlechtsreife.

Dadurch entfällt die Organisationsform der Gefühlskälte wie sie z. B. in Filmen mit James Dean, "Jenseits von Eden" oder "Denn sie wissen nicht was sie tun" zu sehen war. Mit größter Wahrscheinlichkeit stellt die sexuelle Repression den Kern der Jugendkriminalität dar, sowie das kapitalistische Raubtum, die Erwachsenenvariante als dessen Fortsetzung .

Reich entdeckt das okuläre Stadium, das dem oralem Stadium zeitlich gleich gesetzt ist und des außerordentlichen Schutzes bedarf (keine Silbernitrattropfen nach der Geburt- kein zu grelles Licht, Auspulsieren der Nabelschnur, keine Deprivation). Separation erwies sich als äußerst schädlich, da das Kind Bewegung sowie die orgonenergetische Überlagerung zwischen sich und der Mutter braucht. Eine okuläre Fixierung, das dem Kind nicht erlaubt die Phase der Symbiose zu verlassen, wird zur Ursache aller psychotischen Erkrankungen. Es entsteht durch diese Art von Geburt eine permanente Trennung von seinem Geist und der äußeren Welt.

Im oralen Stadium erlebt das Kind die Welt durch den Mund. Frustration des oralen Bedürfnisses muß vom Kind ferngehalten werden. Optimal ist das Brustfüttern. Die Regression auf diese Stufe macht den oralen Charakter aus, der energetisch schwach, still und abhängig ist. Er braucht permanent Zuwendung und interessiert sich nur dafür. Orale Süchte wie Rauchen und Trunksucht haben hier ihren Ursprung.

Eine anale Phase gibt es im eigentlichen Sinne nicht, sondern tritt nur durch eine zu frühe Sauberkeitserziehung als Unterdrückungserscheinung hervor. Kinder können ihren Schließmuskel vor dem 2. Lebensjahr nicht kontrollieren . Die Kinder, die vor dem 2. Lebensjahr sauber werden sollen, müssen dazu nicht nur den Atem anhalten, sondern auch die gesamte willkürliche Muskulatur, besonders die des Beckens, anspannen. Ein Dauerschaden entsteht, der sich sowohl auf die spätere Sexualität, wie auf die soziale Potenz auswirkt. Anale oder Zwangscharakter sind stereotyp, unlebendig und unterwürfig. Die vorhandene Wut ist unterdrückt, jedoch vorhanden.

Es war diese Grundhaltung in Deutschland, die den Faschismus von 1933 erst ermöglichte und es ist wahrscheinlich heute die gleiche Art gestauter Wut der Unterdrückung, die heute den Neonationalismus kreiert. (Phallische Regression auf die anale Stufe)

Normalerweise werden Kinder zwischen 4 und 6 Jahren sauber. Entwicklungspsychologen geben noch längere Zeiträume an, bis zu 8 Jahren. Saubersein entsteht durch Nachahmung.

Die phallische Phase ist durch den nötigen "gesunden" Entwicklungs -Exhibitionismus gekennzeichnet. Wird dies besonders durch den gegengeschlechtlichen Teil nicht geduldet, findet eine Fixierung auf dieser Stufe statt, was bedeutet, daß der gegengeschlechtliche Teil im späteren erwachsenen Sexualleben sexuell im Akt verachtet wird. Individualismus ist Trumpf,- Sozialität uncool und stark eingeschränkt. Wir finden hier im allgemeinen die Welt der Machos, Politik oder unsozialen Unternehmertums. Die heutige Welt wird durch Persönlichkeiten mit einer gescheiterten phallischen Phase geleitet.

Eine genitale Entwicklung der Kinder war das Hauptanliegen Wilhelm Reichs. Nur Kinder, die durch eine sexuelle gesunde Entwicklungsphase gegangen sind, sind in ihrer Potenz und Liebesfähigkeit nicht eingeschränkt und besitzen die optimalen Grundlagen zu einem rationalen Geschlechts- und Gesellschaftsleben.

Der genitale Mensch ist sanft, liebevoll und rational. Sein Denken ist funktionell und richtet sich an Sachfragen aus. In der Politik versucht er nicht die Masse mehrheitsfähig zu manipulieren, sondern richtet sich nach Tatsachen und Perspektiven aus. In der Sexualität ist er liebend und nicht verachtend. Im allgemeinen hat er nichts zu verstecken und ist deshalb offen und sozial ausgerichtet. Da er das Leben liebt, liebt er auch Menschen, Tiere und Natur und hat das Interesse seinen Planeten vernünftig zu verwalten.

Im allgemeinen wurde diese biologische Grundhaltung in der Geschichte bezüglich einer Weltverbesserung bisher konsequent übersehen. Dies ist kein Zufall sondern hat System.

Diese Grundhaltung zu gewährleisten ist im höchsten Sinne ökologisch, da doch der neurotische Mensch die Ursache der Umweltzerstörung ist.

Umgekehrt ist nicht damit zu rechnen, daß sexuell unterdrückte Menschen eine freie Gesellschaft kreieren könnten- das behaupten nur Politiker.

Reich wies auf einen Sozialcharakter hin, den er als "Emotionelle Pest bezeichnete". Er ist häufig in progressiven sozialen Zirkeln anzutreffen. Im Gegensatz zum Neurotischen Charakter kann er freies Leben nicht ertragen und so brütet er Rationalisierungen aus, mittels er das aufkeimende Leben zu behindern versucht, wo er nur kann. Die Inquisition des Mittelalters ist ein Beispiel dafür, ebenfalls die Mc Carthy-Ära in den USA der 50er Jahre.

Wir zweifeln nicht daran, daß es keine ökologische Gesellschaft geben wird, wenn nicht die gesunde Charakterstruktur des Kindes geschützt wird.- Keine Partei hat sich das bis heute auf ihre Fahnen geschrieben.

Die Arbeit des Orgoninstituts Köln/Nümbrecht zielt in seinen Vorträgen auf diese Arbeit ab, ebenso die Aktivitäten der WRIG- Wilhelm Reich Initiative (bei den Grünen).

Die Teilnehmer des Vortrags reagierten mit absolutem Unverständnis darüber, daß die Grünen in Köln nicht bereit waren diesen Prozess zu stützen und explizit zu fördern. Wir unterrichteten die Teilnehmer darüber, daß die Grünen in Köln noch nicht einmal bereit waren unser Anliegen zu prüfen und sich über die Inhalte Reichs diesbezüglich zu informieren. Stattdessen gab es fortwährend Maßnahmen unsere Arbeit über den Grünenapparat unmöglich zu machen -schade für die Menschen in Köln.

Unabhängige Institutionen sind da schon fortschrittlicher. Neben dem Ökobildungswerk gab uns auch die VHS Köln die Möglichkeit über Reichs Gesamtwerk zu informieren. Reichs Gesamtwerk wurde in einem 3 stündigen Vortrag mit Videofilm referiert.

Eine 2 teilige Reihe wird es nächstes Jahr in der VHS wieder geben. Bitte achten Sie auf die Ankündigungen im Programmheft der VHS.

Demnächst wir es auch Vorträge durch "Impuls- Integrative Weiterbildung im VSB" im Oberbergischen geben.

Wir hoffen im nächsten Jahr im Ökobildungswerk den Vortrag über die "Entwicklung der kindlichen Sexualität" wiederholen zu können.

Dem "Impuls- Integrative Weiterbildung im VSB" wurden für das jetzige Jahr Sommer/Herbst folgende Vorträge angeboten:

  1. Die Geschichte der natürlichen Geburt
  2. Die infantilen Sexualphasen der Kleinkinder
  3. Von der Freudschen Psychoanalyse zur Reichianischen Bioenergetik
  4. Bioenergetische Schwäche und der Orgonakkumulator- Reichs Krebstheorie

Adressen:

Joachim Trettin, 27.4.98

Joachim Trettin demonstrierte in der VHS Köln

die Wirkungsweise des Orgonakkumulators


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